Dienstag, 13. September 2011

2. Die erste Woche

Die erste Woche ist rum und ich habe mich mittlerweile schon ein wenig besser eingelebt. Die Vegetation erstaunt mich zwar jeden Tag aufs Neue, aber das ständige Hupen/Merengue-Musik/sonstige Unterschiede nehme ich nun schon weniger verblüfft zur Kenntnis. Die Hitze bleibt mehr oder weniger ein Albtraum und auch die mir versprochen Klimaanlagen, die sich in jedem Haus/öffentlichem Gebäude befinden sollten, habe ich bisher nicht gefunden. :) Ventilatoren helfen zwar teilweise, richtig angenehm machen sie die Luft aber dennoch nicht. Die oft als Klischee abgestempelte "Gelassenheit" der Dominikaner habe ich jedoch schon in der ersten Woche oftmals erleben dürfen. Ein kleiner Auszug: Vergangener Sonntag. 
Sitze recht gemütlich bei der Cafeteria meiner Gastmutter (bzw. vegetiere in der Hitze dahin) bis auf einmal ein Auto anhält in welchem sich Monika und ein Freund der Gastfamilie Monikas befinden. Nach einem kurzen "Plausch" werden wir zwei dann eingeladen, doch zu Freunden des Typen in Villa Tapia zu fahren. 
Erstes Problem: Das Auto hat nur Platz für zwei Personen. Lösung: Ich springe einfach auf die Heckfläche. Zweites Problem: Das Auto springt nicht an. Lösung: Ich schiebe das Auto an und Personen, die zufällig vorbeiwandern, packen - ohne zu Zögern - gleich mit an. Nachdem die Starthilfe also geklappt hat sitze ich auf der Ladefläche und fahre durch Villa Tapia. An Ampeln werde ich teilweise von lachenden und abwinkenden Dominikanern oder von irgendwelchen Kusshänden begrüßt. Als "rubio" fällt man eben doch irgendwie auf, vorallem wenn man sich auf der Ladefläche eines in Deutschland  wahrscheinlich als nicht mehr straßenverkehrstauglich eingestuften Autos befindet.  Dieses "Auffallen" kann teilweise recht unangenehm sein, da man - sobald man ein Restaurant/Tankstelle/etc. betritt - merkt, dass alle Augenpaare auf einen gerichtet sind. Als Junge ist das noch okay, aber als Mädchen werden einem dann teilweise noch Kommentare hinterher gerufen. Gewöhnungssache.


In der Wohnung angekommen, wurden wir sofort mit einem Glas Saft und vielen Fragen begrüßt. So wurde mir gleich mitgeteilt, dass ich beim nächsten Male doch zum FIFA spielen vorbeikommen soll und zur abendlichen Pokerrunde wurde ich gleich mit eingeladen. Nach einiger Zeit (~3h) machten wir uns dann auf den Weg, da ein Freund der Familie in eine Nachbarstadt musste. Also zu siebt in einen Kleinbus gequetscht und bei lauter Musik losgefahren. Zum Fahrstil muss ich glaube ich nicht viel sagen. Gurtpflicht und Helmpflicht gelten hier genau so wenig wie Tempolimits, Fahrstreifenbegrenzungen oder sonstige Hindernisse. Wenn man sich gerade auf der Fahrspur des Gegenverkehrs befindet und einem ein Motorrad befindet, wird dieses eben links umfahren, sodass man sich fast auf dem Bürgersteig der gegenüberliegenden Seite befindet. Es ist glaube ich kein großes Wunder, dass die Todesrate durch Verkehrsunfälle sehr viel höher liegt als in Deutschland. Lustig ist es aber auf jeden Fall, da natürlich bei jeder Gelegenheit das Radio aufgedreht und laut gesungen und getanzt (ja, im Auto wird auch getanzt. Keine Ahnung wie, aber irgendwie scheint es zu funktionieren) wird.  


Regúeton wird hier bei den meisten jungen Leuten klar bevorzugt (Ein Beispiel: http://www.youtube.com/watch?v=AAVfU0Mz66w&feature=related). Jeder der mich ein wenig kennt, wird wissen, wie gerne ich diese Art von Musik höre. Aber auch an sowas gewöhnt man sich relativ schnell. Momentan werden wir vier Freiwilligen noch relativ oft von einem Mitarbeiter der hiesigen Organisation rumgefahren, der lieber the Police, Nirvana et cetera hört. Daher ist die Umgewöhnung noch nicht ganz so schwer. :)
Eben jener Fahrer, Tito ist sein Name, wurde in den ersten Tagen von einer Freiwilligen aus Versehen konsequent "Toto" genannt, was eine wenig schmeichelhafte Umschreibung der weiblichen Genitalien ist. Beschwert hat er sich jedoch nicht im Geringsten, was ein wenig zeigt, wie viel Geduld einem teilweise entgegen gebracht wird. Auch als wir an einem Sonntag zu siebt in einem Restaurant saßen, wurde mein Teller so lange in Ruhe gelassen, bis ich die anderen Personen "gebeten" habe, sich auch von meinem Teller zu bedienen. Hier wird nämlich alles geteilt. D.h., dass während des Essens dauernd irgendwelche Finger auf anderen Tellern landen, um mal von hier und mal von dort zu probieren. Erstaunlicherweise macht es mir aber nicht allzu viel aus, während ich in Deutschland Leute schon böse angucke, wenn sie sich auch nur eine/n Pommes angeln wollen. Meinen gut gemeinten Versuch, hier in der Dominikanischen Republik wieder Fleisch & Fisch zu essen ist leider hingegen bereits in der ersten Woche nach einer Sardelle und ein paar Hühnerknochen gescheitert. So ein großes Problem scheint dies hier aber nicht zu sein, da genügend vegetarische Alternativen vorhanden sind.


Sonst gibt es nicht allzu viel zu erzählen. Die Wassersituation in meinem Haus ist weiterhin nicht ideal (teilweise gar kein Wasser für einen halben Tag, was bei diesem Klima schon wirklich schwierig ist), aber da wird man sehen, was die nächsten Wochen bringen. Morgen wird sowieso spannend werden, da mal wieder ein Streik wegen zu hoher Lebensmittelpreise, ansteigender Arbeitslosigkeit etc. angekündigt wurde. D.h., dass man manche Teile der Stadt nicht mehr betreten darf, da dort brennende Autoreifen, Warnschüsse etc. abgefeuert werden. Sowieso laufen hier relativ viele Bürger mit einer Waffe rum - auch eine Sache, an die man sich erst gewöhnen muss. :)


Die ersten Fotos habe ich jetzt sogar auch hochgeladen. Vermitteln nicht viel, aber zumindest ein erster Eindruck. :)

1 Kommentar:

  1. Lieber Lars,
    wir haben gerade mit großem Interesse und tw. schmunzelnd deinen 2. Eintrag gelesen. Immer wieder stellt man fest, wie gut es uns doch in Europa geht, zumindest was die Temperaturen, das fließende Wasser, die Hygiene, den Straßenverkehr angeht. Wir freuen uns schon auf weitere Berichte.
    Herzliche Grüße aus Australien in die Dom Rep von U + K

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