Montag, 14. November 2011

6. 24 Menschen, ein Sack Kartoffeln, ein Sack Reis und ein lebendes Hühnchen

Ich hatte Geburtstag! Und da dieser so (unerwartet) schön verlaufen ist, wollte ich diese Plattform mal wieder nutzen, um diese frohe Botschaft zu verbreiten. Begleitende Fotos zu diesem Blogeintrag finden sich auf der dazugehörigen Seite.


Doch zunächst zu den letzten Wochen: Ich war in der Botschaft (Notiz an mich: Die deutschen Botschaften sind primär dazu da, um in Deutschland ansässigen Firmen Aufträge im Ausland zu vermitteln und nicht - naiv wie ich dachte - um Deutschen im Ausland zu helfen. Einerseits "Entwicklungs"-hilfe versprechen, dann aber wieder alle lukrativen Aufträge nach Deutschland schiffen; inwiefern da die dominikanische Wirtschaft angekurbelt werden soll - ich weiß es nicht), in Santiago und Einkaufen in Santo Domingo (nebst den anderen, bereits im Blog angesprochenen Freizeitaktivitäten :) ). Desweiteren habe ich angefangen zu arbeiten (3x pro Woche Ökologie-Club), was mir sogar recht viel Spaß macht. Während andere Mitfreiwillige in ihren Projekten Äpfel ins Gesicht geschmettert bekommen oder bei Führungen durch einen 100x100m großen "Ökopark" 3h lang einen Kassettenrecorder durch die Pampa tragen, bzw. Saft ausschenken dürfen, bin ich mit meiner Arbeit durchaus zufrieden. Auch wenn mir ökologiebezogene Themen nicht so sehr am Herzen liegen, wie sie es vielleicht tun sollten, versuche ich zumindest (mit PowerPoint, Videos, Quizfragen und Bildern) einen einigermaßen anschaulichen Unterricht zu liefern. Ich sehe zwar weiterhin nicht, dass dieser Ecoclub länger als zwei Monate laufen wird, aber an mir und meiner Motivation wird es zumindest nicht scheitern. :)


Kommen wir also zu meinem Geburtstagswochenende:


Es fing alles ganz harmlos an. Ich hatte meiner Familie versprochen am Freitag (also der 11.11.) für sie zu kochen, da am Samstag, also an meinem Geburtstag, einer der mittlerweile berüchtigten Wochenendausflüge mit den anderen Freiwilligen geplant war. Monika half mir und so konnten wir meiner Familie gegen 20 Uhr ein relativ italienisches Abendessen präsentieren (Vorspeise: Caprese; Hauptspeise: Farfalle mit einer Ricotta-Tomatensoße; Nachspeise: Muffins :) ). Da ich von der alltäglichen Essensroutine (Morgens: Saft mit trockenem Brötchen; Mittags: Reis mit Bohnen + Salat; Abends: Kochbanane mit Ei) leichte Ermüdungserscheinungen bekommen hatte, war dies ein weitere Grund, für meine Familie zu kochen. Das Essen kam sehr gut bei meiner Familie an.


Danach sollte dann die große Überraschung kommen: Monika hatte hinter meinem Rücken eine Überraschungsfeier für mich geplant/organisiert! Auch wenn ich vorher durch einige Aussagen etwas geahnt hatte, wurde ich doch sehr überrascht, als ich von meinem (eingeweihten) Gastbruder Rainier zu der in einem Haus stattfinden Überraschungsfeier gefahren wurde. Alle waren da! Sowohl die fünf anderen Freiwilligen (die bekannten 4 Personen aus Salcedo + die deutsche Freundin von Sebastian, die im Zentrum des Landes wohnt) als auch viele meiner mittlerweile gemachten Freunde. Also um die 20-25 Leute, auch wenn ich nicht alle kannte. Es gab sogar einen Kuchen (von Monika gekauft) und Dekoration (von Monika gekauft, von Annika & Kelvin - zwei Freunden - aufgehangen)


Jeder der mich kennt - besonders Filip, Niklas, Fay, Jana, Franzi, Carolin, Leonard etc pp. - wissen, wie sehr ich es mag meinen Geburtstag zu feiern. Dennoch war die Feier ein totaler Erfolg und es ist sehr schön zu wissen, dass - auch wenn man zig Kilometer von Zuhause entfernt ist - man dennoch hier in der Dominikanischen Republik auch Leute hat, die an einen denken. Ein _wirklich_ schönes Gefühl.


Nach - wie immer - viel Rum, viel Getanze und viel Lachen fand die Feier dann  ein schönes Ende und ich befand mich gegen drei Uhr auch in meinem Bett. Eine kurze Nacht sollte es werden, da ich mich um 7.15 bereits mit den anderen fünf Freiwilligen in Salcedo an der Guagua-Haltestelle traf, um den Wochenendtrip nach "Sosua" - eine Stadt bekannt für billigen Tourismus und Prostitution - zu starten. Uns war bewusst, dass Sosua vielleicht nicht allzu schön ist, aber mir war es wichtig, auch mal Seiten des Landes zu sehen, die vielleicht nicht ganz dem "Sonne,Strand,Karibik"-Bild entsprachen. In Sosua erlebten wir eine schöne Zeit am Strand, auch wenn man - insbesondere wenn man durch die Stadt läuft - gemerkt hat, dass die beste Zeit Sosuas bereits in der Vergangenheit liegt. Sehr viele Häuser standen zum Verkauf, das Publikum war teilweise unangenehm und auch die Prostitution machte sich (wenn auch nicht ganz so arg, wie ich befürchtete) bemerkbar. Eine Nacht in einer "Präsidentensuite" mitsamt "Gespielin" für insgesamt 16€ macht betroffen und nachdenklich - auch wenn man die Preise in das dominikanische Verhältnis setzen muss.






Dennoch hatte ich eine sehr, sehr schöne Zeit und ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich diesen Geburtstag so schnell nicht vergessen werde. Und wer sich fragt, wie ich zu dem kreativen Titel des Blogeintrages kam: Auf der Rückfahrt waren genau diese aufgezählten Dinge Insassen einer Guagua (normalerweise für 15 Insassen gebaut) von Sosua nach Puerto Plata. Und ja, um das Stereotyp zu vollenden: bei dudelnder Merenguemusik.

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